Die deutsche Bevölkerung schrumpft, doch die Arbeit bleibt dieselbe. Was „Fachkräftemangel“ überhaupt ist und welche belastbaren Fakten die Wissenschaft dazu bereithält, erklärte Frank Micheel. Viele überraschende Erkenntnisse konnten die Zuhörer mitnehmen. Zum einen ist eine Zuwanderung von weit über 100.000 Menschen pro Jahr nötig, um das gegenwärtige Niveau an Fachkräften zu halten. Doch auch dies würde nur dann genügen, wenn sich die Geburtenrate gleichzeitig enorm erhöhen würde. Micheel betonte auch, dass nicht alle Berufszweige vom drohenden Fachkräftemangel betroffen seien. Während in technischen Berufen auch in Zukunft händeringend nach Fachkräften gesucht werde, gehe die Prognose ab dem Jahr 2030 dagegen in kaufmännischen und juristischen Berufen von einem Arbeitskräfte-Überschuss aus.
Sandra Böhm ging es in ihrem Vortrag vor allem um den Gesundheitsaspekt des Themas: Wie kann die Arbeitskraft möglichst vieler Menschen möglichst lange erhalten bleiben? Dabei spielt vor allem der Einsatzbereich der Arbeitnehmer eine große Rolle. Handwerker und gering qualifizierte Arbeitnehmer haben mit stärkeren körperlichen Verschleißerscheinungen zu kämpfen als Akademiker. Darum sei es verständlich, dass diese „Kopfarbeiter“ gerne länger arbeiten wollen, während ein Handwerker eher ans „früher Aufhören“ denkt. In beiden Fällen seien für ein langes gesundes Arbeiten jedoch mehrere Faktoren entscheidend: Ein funktionierendes betriebliches Gesundheitsmanagement, eine Führungskultur, die auf die Bedürfnisse älterer Arbeitnehmer richtig eingeht und die Aktivierung aller Talente und Potenziale im Arbeitsmarkt wie sie zum Beispiel durch die berufliche Rehabilitation von Menschen mit Behinderung im Berufsförderungswerk geschieht.
Der nächste Unternehmerabend im Berufsförderungswerk München ist für den 13. Oktober geplant.