News

Eine zweite Leidenschaft: Vom Koch zum Elektroniker

Fernando Warnakulasuriya hat im Berufsförderungswerk München zum Elektroniker für Geräte und Systeme umgeschult.

Fernando Warnakulasuriya. Man spricht den Namen genauso aus, wie man ihn schreibt. Aber sein Klang könnte nicht unbeteiligt daran gewesen sein, dass sich die Suche nach einem Praktikum während der Umschulung im Berufsförderungswerk (BFW) München für den 47-jährigen schwierig gestaltete: „Ich war der Letzte im Kurs, der einen Praktikumsplatz bekommen hat“, erzählt Warnakulasuriya. „Aber dann war ich der Erste, der einen Arbeitsvertrag für die Festanstellung in der Hand hatte.“

Für die Erstellung seiner Bewerbungsmappe hatte er die Hilfe des Reha- und Integrationsmanagements in Anspruch genommen, die Unterlagen passten. Aber auf mehr als 100 Bewerbungen folgte keine einzige Einladung. Erst in letzter Sekunde suchte er Rat bei seinem Ausbilder im BFW. Dieser stellte den Kontakt zur KETEK GmbH her. „Ich wusste, dass sie mich nehmen, wenn ich mich erst einmal persönlich vorstellen darf“, sagt er. Genauso sollte es kommen. Bereits nach dem ersten Praktikumsmonat wurde ihm die Festanstellung angeboten.

Warnakulasuriya ist gelernter Koch und stammt aus Sri Lanka. „Der Name Warnakulasuriya ist dort so verbreitet wie Müller in Deutschland“, sagt er. Mit 18 Jahren war er während des Bürgerkriegs aus seiner Heimat geflohen. Seit mehr als 20 Jahren lebt er inzwischen in Deutschland, hat einen deutschen Pass. Ohne Vorkenntnisse der deutschen Sprache sei er „rein zufällig“ in München gelandet. Als Küchenhilfe hatte er zunächst in der Kantine von Microsoft in Unterschleißheim gearbeitet, später als Filmverarbeiter bei den Bavaria Filmstudios. Dort lernte er auch seine Frau kennen, eine „echte Münchnerin“, mit der er eine Tochter hat. Die Familie ging zwischenzeitlich für drei Jahre nach Kent in England. Dort arbeitete Warnakulasuriya im Hotel Hilton endlich wieder als Koch.

Nach der Rückkehr nach Deutschland 2016 scheint Warnakulasuriya beruflich am Ziel: Er bekommt eine Stelle als Koch beim Bayerischen Hof in München, eine Festanstellung in seinem damals aus Leidenschaft erlernten Beruf. Die Freude darüber war aber nur von kurzer Dauer, da er unter ständigen Schmerzen im Fuß litt. Die Schockdiagnose Arthrose im Sprunggelenk folgte nach nur drei Monaten. Danach wochenlanger Krankenstand, Spritzen und Physiotherapie. Bei der Operation im August 2017 wurde das schmerzende rechte Sprunggelenk schließlich versteift. „Heute bin ich zum Glück schmerzfrei“, sagt Warnakulasuriya. Nur langes Laufen fiele ihm noch schwer.

Doch die Tätigkeit als Koch bedeutet mehr als acht Stunden tägliches Stehen. Das war das k.o.-Kriterium für die weitere Ausübung. Daher wurde ihm von der Agentur für Arbeit zu einer Umschulung geraten. „Zu diesem Zeitpunkt wusste ich aber überhaupt nicht, was ich anderes machen wollte. Kochen war doch meine Leidenschaft“, erzählt Warnakulasuriya. Der Besuch eines Info-Tages im BFW München erwies sich für ihn als „Gold wert“: „Als ich mich über die verschiedenen Berufe informierte, fand ich die Elektronik superinteressant.“ Vom Haus habe er direkt einen guten Eindruck gehabt: „Hier kann ich was lernen“, beschreibt er seine damaligen Gefühle.

Die berufliche Reha begann Warnakulasuriya im November 2018 mit einem dreimonatigen Reha-Vorbereitungskurs. „Das hat mir enorm geholfen, um ins Lernen reinzukommen“, erinnert er sich. „Schließlich war die Schule bei mir ewig her.“ Der Start im Hauptkurs sei ihm schwergefallen. Problematisch sei dabei vor allem die deutsche Sprache gewesen: „Ich verstehe alles, aber ich brauche länger, um richtig zu formulieren.“ Warnakulasuriya ist sich ziemlich sicher, dass er die Umschulung in einem Betrieb nicht geschafft hätte: „Die Lehrer im BFW sind wirklich sehr gut und geduldig“, meint er.

Richtig Spaß gemacht habe ihm dann die Ausbildung zur Elektrofachkraft – und das, obwohl er vorher „keine Ahnung von Elektronik“ hatte. Zum Lernen nutzte er das Pendeln von der Münchner Innenstadt nach Kirchseeon mit der S-Bahn. Der Distanzunterricht mit MS Teams, den die Corona-Pandemie zeitweise nötig gemacht hatte, habe gut funktioniert. „Aber es geht doch nichts über den persönlichen Kontakt.“

Seinen meist jüngeren Kurskollegen habe er mit seiner Lebensfreude und Erfahrung versucht weiterzuhelfen. „Habt keine Angst vor dem was kommt“, sagt er. „Im Leben geht es immer weiter.“ Auch nach 22 Jahren in Deutschland würde man ihm als Dunkelhäutigen noch mit Vorurteilen gegenübertreten. Böse Anspielungen auf seine Herkunft versuche er, an sich abprallen zu lassen: „Ich möchte ich selbst bleiben.“ Deshalb war es auch richtig, den Namen Warnakulasuriya nach der Heirat zu behalten. Selbst wenn es mit den Nachnamen „Stöhr“ vielleicht schneller mit dem Praktikumsplatz geklappt hätte. Bis heute kocht er übrigens sehr gerne. „Ich bin aber unendlich dankbar, dass ich in der Elektronik eine neue Leidenschaft entdeckt habe.“

Der nächste Reha-Vorbereitungskurs für besondere Zielgruppen für Elektroniker startet am 4. August 2021, der Hauptkurs am 2. Februar 2022.

Näheres über unsere verschiedenen Ausbildungsgänge erfahren Sie bei unseren Info-Tagen.