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Fachkraft für Schutz und Sicherheit: An ihr müssen die Promis vorbei

Ob Lothar Matthäus, Michael Ballack oder andere Promis aus der Sportwelt: An Ladda Khongphet müssen sie alle vorbei.

Ob Lothar Matthäus, Michael Ballack oder andere Promis aus der Sportwelt: An Ladda Khongphet müssen sie alle vorbei. Die 41jährige steht als angehende Fachkraft für Schutz und ­Sicherheit bei einem Medienunternehmen in Unterföhring am Empfang. Hier lässt sie niemanden rein, der nicht entweder zu den rund 2000 Mitarbeitern gehört oder angemeldet bzw. eingeladen ist.

Ladda Khongphet lernt ihren Beruf derzeit im Berufsförderungswerk München (BFW) in Kirchseeon. Zur Ausbildung gehört ein viermonatiges Praktikum, das sie in der Security-Sparte der bundesweit tätigen Kötter Unternehmensgruppe absolviert. In Unterföhring hat Khongphet die Eingangstür genauso fest im Blick wie die Videoüberwachung. Hinzu kommen regelmäßige Rundgänge, bei denen sie nicht nur die Sicherheitslage überwacht, sondern z.B. auch die richtige Temperatur in den Sendestudios. Außerdem sorgt sie für „Abkühlung“, falls die Studiogäste bei Fußballübertragungen zu emotional werden, wenn es für ihre Mannschaft nicht so gut läuft.

Khongphet wurde im Süden Thailands geboren, sie machte ihr Abitur und studierte einige Semester Tourismus-Management. Nebenbei arbeitete sie für eine Sicherheitsfirma in einem Einkaufszentrum, stellte unter anderem Ladendiebe. Der Liebe wegen verschlug es sie nach Bayern: „Ein Freund von meinem heutigen Mann hat in Thailand geheiratet, und auf der Feier haben wir uns 2001 kennengelernt.“ 2007 zog sie nach Deutschland, ihr Mann kaufte ein Haus in Augsburg. Dort drückte Khongphet zunächst die Schulbank, um Deutsch zu lernen. „Mit meinem Mann hatte ich mich bis dahin nur auf Englisch unterhalten.“

Beim Online-Versandhändler Amazon arbeitete sie als Reinigungskraft. Bis zu dem Tag, als der Unfall passierte: Ladda  Khongphet stürzte und fiel die Treppe herunter. Es folgten lange Krankenhausaufenthalte und insgesamt drei Bandscheiben-Operationen. In der darauffolgenden Kur bekam sie den Tipp, eine Umschulung zu machen. 2015 stellte sie einen Antrag auf Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben bei der Deutschen Rentenversicherung Bund in Berlin. Nach einer Arbeitserprobung in der Geschäftsstelle des BFW in Augsburg stand fest: Sie wollte Fachkraft für Schutz und Sicherheit werden.

Im Berufsförderungszentrum Peters in Waldkraiburg belegte sie zunächst einen Reha-Vorbereitungslehrgang. Aus gesundheitlichen Gründen musste sie diesen aber abbrechen, 2017 startete sie einen neuen Anlauf. Die Ausbildung lief gut, besonders in Deutsch machte Khongphet gute Fortschritte. Doch dann kam die Hiobsbotschaft, dass das BFZ in Waldkraiburg geschlossen wird. „Zum Glück konnten wir ins BFW nach Kirchseeon wechseln“, ist Ladda Khongphet sehr dankbar. Der Ausbildungsgang „FSS“ wurde hier als „FaSuS“ neu etabliert.

In Kirchseeon wohnt die 41jährige im Internat: „Hier fühl´ ich mich richtig wohl“. Gerne nutzt sie das Sportangebot, geht ein Mal pro Woche zum Hockeytraining in der hauseigenen Sporthalle. In ihrer Freizeit ist ihr der Kontakt zu ihrer Familie in Thailand besonders wichtig: Sie hat vier Schwestern und einen Bruder. Mit ihnen und ihrer Mutter schreibt sie sehr häufig übers Handy oder nutzt die Videotelefonie. „Meine Familie ist sehr stolz auf mich. Vor allem kennen sie die ganzen prominenten Fußballspieler, denen ich im Praktikum begegne. Da wissen sie besser Bescheid als ich“, lacht Ladda Khongphet.

Ihre berufliche Zukunft sieht sie optimistisch: „In dem Beruf werden Frauen händeringend gesucht.“ Angst, vor allem von Männern nicht ernstgenommen zu werden, hat die zierliche 1,60 m große Thailänderin keine. Frauen könnten Konflikte oft besser deeskalieren. „Außerdem gehört Selbstverteidigung zu meiner Ausbildung und ich mache bereits seit meiner Kindheit Thai-Boxen."

Die nächsten FaSuS-Kurse starten am 26. Juni 2019 und am 22. Januar 2020.