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Faszination 3D-Druck: ein Ausbildungs-Highlight im BFW

Die Anschaffung eines neuen 3D-Druckers bereichert die Ausbildung für technische Produktdesigner.

Florian Steininger (32) freut sich auf seinen ersten 3D-Druck. „Das wird auf alle Fälle ein Highlight“, sagt er. Seit Sommer 2015 schult er zum Technischen Produktdesigner, Fachrichtung Produktgestaltung und -konstruktion um. Nach einem Unfall musste er sich mehreren Knieoperationen unterziehen. Die anhaltenden Beschwerden machten seine ausschließlich stehende Tätigkeit im Jobsharing bei der Deutschen Post unmöglich. Daher wurde dem arbeitsunfähigen gelernten Einzelhandelskaufmann eine berufliche Rehabilitation genehmigt. Die Umschulung im Berufsförderungswerk München startete Steininger mit einem Reha-Vorbereitungslehrgang. „Das Lernen wieder zu erlernen war nicht einfach“, erinnert er sich. „Aber die Ausbildung ist wirklich sehr interessant.“ Am meisten Spaß macht ihm in der Ausbildung bisher Freihandskizze und CAD  – dem „computer-aided design“, zu Deutsch „computergestütztes Konstruieren“.

„In der CAD-Ausbildung beginnen wir im 2D-Bereich mit dem Skizzieren, gehen dann in den 3D-Bereich über und erstellen Modelle. Anschließend erzeugen wir aus den einzelnen Elementen Baugruppen und simulieren Bewegungen“, erklärt Ausbilderin Anita Albrechtskirchinger, die ehemals selbst Rehabilitandin im BFW war. „Hinzu kommen Zeichnungsableitungen, Parametrisierungen und Flächenmodellierungen.“

Das Berufsförderungswerk München (BFW) bietet in der Ausbildung den Industriestandard, den die Teilnehmer/-innen einer beruflichen Rehabilitation am späteren Arbeitsplatz vorfinden. „3D-Druck ist innovativ und in der Arbeitswelt inzwischen allgegenwärtig“, sagt Albrechtskirchinger. Ende Januar wurde die Ausbildung für die angehenden Technischen Produktdesigner/-innen mit der Anschaffung eines neuen 3D-Druckers nochmals aufgewertet. Der ProJet 660Pro ist ein Z-Printer und unterscheidet sich vom älteren FDM-Modell grundlegend im Drucksystem. „Der neue 3D-Pulverdrucker hat ganz normale Druckköpfe, die alle Farben – und daher nicht mehr nur einfarbig – drucken können.“, erklärt Albrechtskirchinger. Im Bauraum wird eine 0,1mm dicke Pulverschicht aufgetragen. Anschließend werden mit Hilfe eines Binders die zum Bauteil gehörigen Bereiche gehärtet. Dies wird Schicht für Schicht fortgeführt bis das vollständige Bauteil erzeugt ist. Nach dem Druck muss der Gegenstand gereinigt werden. „Die Rehabilitanden müssen also das Pulver absaugen, Überschüssiges abpinseln und zur Verhärtung infiltrieren.“, erklärt die Ausbilderin.

Während einer Projektarbeit dürfen alle angehenden Technischen Produktdesigner/-innen einen 3D-Druck anfertigen. Der letzte Kurs z.B. hatte die Aufgabenstellung, einen „Schlüsselanhänger mit Funktion“ zu entwickeln. Verschiedenste Ideen wie Flaschenöffner, Taschenlampen oder USB-Sticks wurden im Entwurf integriert und in CAD erstellt. Anschließend muss der 3D-Drucker mit Hilfe eines Druckertreibers angesteuert und das Bauelement im Druckraum so positioniert werden, dass die bestmögliche Fertigung erreicht wird.

Im BFW München wird der Beruf „Technische/-r Produktdesigner/in“ in zwei Fachrichtungen angeboten. In der Maschinen- und Anlagenkonstruktion sieht der Rahmenlehrplan z.B. zusätzlich Steuerungstechnik vor. In der Fachrichtung Produktgestaltung und -konstruktion hingegen wird tiefergehend Flächenmodellierung und Parametrisierung gelehrt.

Technische Produktdesigner üben überwiegend sitzende Tätigkeiten aus und arbeiten im Berufsalltag in verschiedensten Projekten. Nach der Ideenfindung folgt die Entwicklungsphase, bei der sämtliche Faktoren wie z.B. Größe, Polsterung, Material des Bauelements zu bedenken und Berechnungen durchzuführen sind. Wichtig ist zudem fertigungs- und montagegerechtes Konstruieren. „Es geht schließlich nicht nur darum, im CAD irgendetwas zu bauen, sondern auch alle Rahmenbedingungen zu beachten“, sagt Albrechtskirchinger und fügt hinzu: „Neben der Neuentwicklung geht es grundsätzlich um eine Problemlösung und darum, etwas zum Funktionieren zu bringen.“

Von angehenden Technischen Produktdesignern wird ein weitreichendes technisches Verständnis, ausgeprägtes räumliches Vorstellungsvermögen sowie eine sorgfältige und genaue Arbeitsweise erwartet. Ebenfalls wichtig sind gutes Sehen, eine ruhige Hand und die Befähigung zu logischem Denken. Die notwendige Zusammenarbeit mit Kollegen erfordert zudem soziale Kompetenzen wie Team-, Konflikt- und Kommunikationsfähigkeit.

Nach erfolgreichem Abschluss der zweijährigen Umschulung haben Technische Produktdesigner sehr gute Eingliederungschancen. Laut Albrechtskirchinger werden sie „überall gebraucht“, z.B. im Fahrzeugbau, in der Luft- und Raumfahrt, im Sondermaschinenbau, in der Medizintechnik oder auch in der Spielzeugindustrie. „Jeder kann daher für sich selbst entscheiden, wo seine Interessen liegen und wo er arbeiten möchte“, sagt die Ausbilderin, die für ihren Beruf und den 3D-Druck schwärmt: „Es ist ein total geniales Gefühl, etwas entstehen zu sehen und erst recht, das selbst Entwickelte ausgedruckt in Händen zu halten!“

Nächster Starttermin unserer Ausbildung zum/r Technische/n Produktdesigner/in ist der 22.06.2016.

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