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Feinwerkmechaniker entwickelt Küchenzubehör

Marco Nemitz hat im BFW München umgeschult. Als Feinwerkmechaniker entwickelt der gelernte Koch jetzt praktisches Küchenzubehör.

Marco Nemitz hat drei Berufsausbildungen erfolgreich abgeschlossen. Richtig glücklich ist er heute nach der beruflichen Rehabilitation im Berufsförderungswerk München: Der gelernte Koch entwickelt jetzt als Feinwerkmechaniker praktisches Küchenzubehör, die das Kocherlebnis perfektionieren.

Seiner Begeisterung fürs Kochen wollte Marco Nemitz (38) nach dem Grundwehrdienst auch beruflich nachgehen. „Die Ausbildung zum Zimmerer hatte ich zwar abgeschlossen, aber nach dem Schulabschluss war die Entscheidung dafür nicht sonderlich ausgereift“, erzählt er. In einem klassischen Wirtshaus am Viktualienmarkt machte er die Ausbildung zum Koch und arbeitete später in der gehobenen Gastronomie. „Ich habe wirklich viel gelernt. Die Arbeit hat mir zwar sehr gut gefallen, aber der Leistungsdruck als Koch war extrem hoch. Irgendwann fühlte ich mich ausgenutzt.“ Ein Burnout war die Folge.

Dem Gaststättengewerbe wollte Nemitz dennoch treu ­bleiben. So arbeitete er sich durch die Münchner Gastrolandschaft – als Kellner, Barista, Restaurantleiter und zuletzt als Barchef einer Giesinger Szenebar. Das Arbeitspensum v. a. zu nächtlichen Zeiten brachten Nemitz jedoch an den Rand seiner Belastbarkeit. „Mir brachen sämtliche soziale Kontakte weg. Ich war am Ende schlichtweg durch“, erzählt er. Nach insgesamt zwölf ­Jahren in der Gastronomie ging nichts mehr.

Nach Aufenthalten in Rehakliniken genehmigte die ­Deutsche Rentenversicherung dem Münchner eine Umschulung. Ins Berufsförderungswerk (BFW) München kam er zunächst zur Erweiterten Berufsfindung und Arbeitserprobung. „Was ich in der Feinmechanik gesehen habe, fand ich direkt spannend“, erinnert er sich. Die Fächer Werkstoffkunde, Mathematik und die Fräsausbildung bereiteten ihm während der zweijährigen Umschulung zum Feinwerkmechaniker große Freude.

Den Erstkontakt zur Firma Christian Mader Feinwerk- & ­Formenservice knüpfte Nemitz während des dreimonatigen externen Firmenpraktikums – und das nutzte er als Sprungbrett in die Festanstellung. Als Werkzeugbauer bei dem Unternehmen aus Grafing mit fünf Mitarbeitern ist Nemitz‘ Hauptaufgabe die Fertigung von Spritzgusswerkzeugen, die er als „die Königsklasse der Feinwerkmechanik“ bezeichnet.

Nemitz ist aber nicht nur an den Maschinen tätig, sondern am gesamten Entstehungsprozess beteiligt: „Ich bin wirklich ein bisschen stolz darauf, dass ich nicht nur Knöpfe drücke, sondern es quasi zum Konstrukteur geschafft habe“, freut er sich über die Vielfältigkeit des neuen Berufs und die abwechslungsreichen Aufgaben. Die Arbeit beginnt mit der Konstruktion im CAD-Programm. Es folgt die Entwicklung des Prototyps an der Maschine, die passgenau eingestellt werden muss. „Manche Prozesse ­dauern sehr lang", erzählt Nemitz. „Einmal habe ich eine Woche lang konstruiert, um auszutüfteln, wie man eine Lücke an einem Teil am besten schließt.“

Ein Auftraggeber des Unternehmens ist ein Vertreiber von Küchenzubehör. Mader produziert z. B. die „WunderWash Disc“, ein einfaches Hilfsmittel, um das Mixmesser einer Küchen­maschine in der Spülmaschine zu positionieren und gründlich zu reinigen. Die „WunderCard“, eine speziell geformte Teigkarte, hat Nemitz perfektioniert. Seine Expertise im Kochen ist hier natürlich Gold wert.

Nach der Prototypentwicklung folgt ggf. die Einarbeitung zusätzlicher Kundenwünsche. „Meine Aufgaben wachsen“, sagt er. „Ich erarbeite mir immer mehr Knowhow und mag die täglich neuen Herausforderungen.“ Wenn alles passt, kann die Serienproduktion beginnen. Kunststoffteile von Mader werden direkt in Grafing hergestellt.

„Der Einsatzbereich eines Feinwerkmechanikers ist breit gefächert“, meint Nemitz. Wichtig seien gutes räumliches Vorstellungsvermögen, technisches Verständnis, handwerkliches und feinmotorisches Geschick und ein Auge für Genauigkeit. Für Nemitz schließt sich mit der beruflichen Reha im BFW der Kreis und er kann seiner Leidenschaft indirekt erhalten bleiben. „Ich habe jetzt einen Beruf, der körperlich und geistig bis zur Rente machbar ist“, freut er sich über den Neuanfang. Sein Rat: „Scheu‘ dich nicht vor der Veränderung. Sei offen für Neues.“

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