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Hartz-IV-Empfänger wird Bauzeichner dank Jobcenter

„Ich wollte unbedingt Bauzeichner werden. Und das in einem Berufsförderungswerk. Alles andere hat mich nicht interessiert“, erinnert sich Stev Müller (37) an seinen langen Kampf um berufliche Rehabilitation.

„Ich wollte unbedingt Bauzeichner werden. Und das in einem Berufsförderungswerk. Alles andere hat mich nicht interessiert“, erinnert sich Stev Müller (37) an seinen langen Kampf um berufliche Rehabilitation.

Nach einem schweren Schicksalsschlag erkrankte der gelernte Maler und Lackierer an einer Depression und kämpfte mit einem Suchtproblem. „Ich habe es nicht mehr geschafft, eigenständig zu leben“, erzählt er. Durch einen Aufenthalt in einer psychosomatischen Klinik bekam er die Erkrankungen in den Griff. Dennoch war ihm klar, dass er mit seiner Krankheit künftig nicht mehr auf dem Bau arbeiten kann, wo er bisher Fenster lackiert und eingebaut hatte.

Bei der Agentur für Arbeit äußerte er seinen Wunsch nach einer Umschulung. „Ich wollte an meine Vorkenntnisse anknüpfen und Bauzeichner werden. Aber das ganze Prozedere dauerte unglaublich lange.“ Nach einer zweiten psychosomatischen Reha ging er deshalb zunächst wieder arbeiten. Doch die Depression kehrte zurück. Eine Berufsfindung und Arbeitserprobung bestätigte zwar seine Eignung zum Bauzeichner, doch zog sich alles so lange hin, dass Müllers Arbeitslosengeld I auslief: „Ich wurde letzten Endes leider Hartz-IV-Empfänger“, sagt Müller. Schlussendlich erhielt er doch die lang ersehnte Genehmigung vom Jobcenter, das als Kostenträger für seine Umschulung zusagte.

Sein gewohntes Umfeld wollte er damals gezielt verlassen und entschied sich für die berufliche Reha im BFW München. Dort startete er im März 2016 mit einem Reha-Vorbereitungslehrgang: „So konnte ich mich daran gewöhnen, wieder die Schulbank zu drücken.“ Drei Monate später begann er mit zehn weiteren Teilnehmern die zweijährige Ausbildung zum Bauzeichner. Müller weiß die kleine Kursgröße im BFW sehr zu schätzen, dank der „jeder Dozent bei Bedarf auf einzelne Teilnehmer näher eingehen kann.“

In die 400 Kilometer entfernte Heimat fährt Müller nur zu den Familienheimfahrten. Er lebt gerne im BFW, nutzt z. B. einmal die Woche mit seinen Kurskollegen die BFW-eigene Kegelbahn. Auch während des dreimonatigen Praktikums blieb er im Internat wohnen, um in einem Münchener Architektenbüro wertvolle praktische Erfahrungen zu sammeln. Gesundheitlich geht es ihm inzwischen wieder sehr gut, er lebt medikamentenfrei. In schwierigen Phasen habe er zur Unterstützung gerne das Gespräch mit dem Psychologischen Dienst gesucht.

Eine Festanstellung sicherte sich Müller frühzeitig: Im April erhielt er die Zusage einer Firma in Mettenheim. Er hat die Umschulung im BFW München nicht nur als beruflichen Neustart sondern auch als kompletten Neuanfang für sich genutzt. „Ich bin dem Jobcenter dankbar. Und ich bin echt froh, dass ich meinen Dickschädel durchgesetzt habe“, lächelt er.

Der Reha-Vorbereitungslehrgang für den Bauzeichner startet am 27. März 2019, der anschließende Hauptkurs am 26. Juni 2019.