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Industriekauffrau: „Acht Stunden zuhören statt 12 Stunden Gläser schleppen!“

Simona Valentini ist der lebende Beweis dafür, dass berufliche Reha keine Frage des Alters ist.

Ein erster Bandscheibenvorfall wurde ihr bereits mit 16 Jahren attestiert – zu dieser Zeit hatte sie schon regelmäßig im Restaurant ihres Vaters mitgeholfen. „Das bedeutete immer lange Arbeitstage, langes Stehen und viel Schweres zu tragen“, erinnert sie sich. Trotz dieser Arbeitsbedingungen war es ihr Ziel, den elterlichen Betrieb zu übernehmen. Die Kirchseeonerin holte nach dem Qualifizierenden Hauptschulabschluss noch die Mittlere Reife nach und arbeitete trotz gesundheitlicher Probleme weiter in der Gastronomie. „Doch dann kam das Aus für das Restaurant meines Vaters und ich stand ohne Berufsausbildung und Job auf der Straße“, sagt sie. Mehr noch: Der Arzt verbot Simona Valentini nach weiteren Bandscheibenvorfällen künftig Tätigkeiten, bei denen sie lange stehen muss. Durch die Unterstützung des gemeinnützigen Fördervereins „Brücke Ebersberg e.V.“ fasste sie neuen Mut und stellte einen Antrag auf Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben bei der Agentur für Arbeit.

Hatte sie dabei zunächst nur eine recht einfache Büroausbildung im Sinn, so wurde beim Eignungstest klar: Simona Valentini kann mehr! Ihr Kostenträger meldete sie deshalb 2010 für die Ausbildung zur Industriekauffrau direkt in ihrem Wohnort Kirchseeon im Berufsförderungswerk München an. Die verkürzte zweijährige Ausbildung war für die fleißige Frau kein Problem. „Es bedeutete für mich vor allem: Acht Stunden lang zuhören, statt 12 Stunden lang Gläser schleppen“, meint sie schmunzelnd. Am Besten in Erinnerung geblieben seien ihr die ausführlichen Excel-Kurse sowie die Grundlagen von Angebot und Nachfrage, die übrigens von ihrem Kirchseeoner Nachbarn unterrichtet wurden. „Aus den Praxisübungen in der ‚Übungsfirma‘ konnte ich viel über das Beschaffungswesen lernen und habe dabei auch mein Verhandlungsgeschick geschult“, sagt sie.

Erste Berufserfahrungen konnte sie während eines Praktikums im Gastrogroßhandel Hamberger nahe des Münchner Ostbahnhofs sammeln. „Normalerweise nimmt diese Firma keine Praktikanten im kaufmännischen Bereich“, erklärt sie. „Aber weil mein Vater dort schon lange Kunde war und ich Ahnung von der Gastronomie mitbrachte, machten sie in meinem Fall eine Ausnahme.“

Ihren Arbeitsplatz fand sie aber schließlich nach dem Versand von nur drei Bewerbungen in einer ganz anderen Branche: Die italienische Firmengruppe F.lli Campagnolo GmbH stellt Sport- und Funktionsbekleidung her. In der Niederlassung Feldkirchen am östlichen Rand von München werden die Kunden aus dem deutschsprachigen Raum betreut. Hier arbeitete sich Simona Valentini Mitte 2012 zunächst in den Telefondienst ein und übernahm Stück für Stück weitere Aufgaben. Heute ist sie Key-Account-Managerin, beantwortet Kundenanfragen, nimmt Bestellungen an und gibt die Aufträge von Einzelhändlern und Großkunden ein. „Das tolle Arbeitsklima hat mich von Anfang an überzeugt“, sagt sie und ist froh, eine Arbeit gefunden zu haben, die sie ohne Probleme noch jahrzehntelang ausüben kann. Auch für die persönliche Weiterentwicklung sei Raum. Besonders interessiert sie dabei der Marketing-Bereich: „Wie stelle ich ein Produkt dar? Wie schaffe ich Verpackungen, die was im Kunden auslösen? Wie binde ich meine Kunden? Das sind Bereiche, die ich in den nächsten Jahren noch vertiefen möchte“, sagt sie mit Blick auf die Zukunft.

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