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Integration Behinderter: „Unmöglich“ oder „riesiger Fachkräftepool“?

Um die Integration von Menschen mit Behinderung in den Arbeitsmarkt ging es auf dem 16. Unternehmerabend des Berufsförderungswerks

Star des Abends war der einarmige Comedian Martin Fromme mit seinem humorvollen Programm. Anschließend erklärten Experten des BFW, wie Integration für Arbeitgeber, Unternehmen und Sozialversicherungsträger gelingen kann.

„Was soll eigentlich dieser Ausdruck ‚Menschen mit Behinderung‘?“ fragte Fromme die knapp 60 Gäste des Unternehmerabends. „Dann müsst ihr alle anderen fairerweise aber auch jedes Mal ‚Menschen ohne Behinderung‘ nennen!“ In seinem Programm nahm er tief verwurzelte Vorurteile und politische Bemühungen zum Thema auf die Schippe. So zeigte er ein Video mit dem Titel „Inklusion“, in dem er einarmig versuchte, in einem Friseursalon zu arbeiten – mit den zu erwartenden Konsequenzen. „Wir sind nicht integrierbar, für uns muss man eigene Berufe erfinden“, rief er – und karikierte damit eines der größten Vorurteile gegen behinderte Menschen.

„Ganz falsch“ nannte diesen Satz daher im „ernsthaften“ zweiten Teil der Veranstaltung BFW-Moderator André Stiefenhofer. „Kein Mensch ist ‚völlig behindert‘ – in den meisten Fällen muss nur ein Beruf gefunden werden, in dem die Behinderung keine Rolle mehr spielt“, sagte er. Diese „Berufsfindung“ und die anschließende Qualifizierung von Menschen mit Behinderung durchlaufen im Berufsförderungswerk München jährlich über 1000 Personen. „Ein riesiger Fachkräftepool, der in den regulären Arbeitsmarkt mündet“, betonte Stiefenhofer. Es gehe dem BFW weniger um eine ethische Verpflichtung, die Integration von Menschen mit Behinderung rechne sich vielmehr volks- und betriebswirtschaftlich.

Um den anwesenden Unternehmern, Personalverantwortlichen und Vertretern von Politik und Sozialverbänden einen umfassenden Einblick in die Wege der beruflichen Rehabilitation zu geben, stellte BFW-Case-Manager Stefan Volk anschließend konkrete Fallbeispiele vor. „Wir Case Manager sind Lotsen durch den gesamten Reha-Prozess – wir helfen bei den Anträgen und setzen uns mit Arbeitnehmern, Arbeitgebern sowie Sozialversicherungsträgern an einen Tisch, um eine Lösung zu erarbeiten“, erklärte Volk. Die derart „durchgelotsten“ Fälle reichten vom Lageristen, der nach einem Wirbelsäulenleiden den Karrieresprung zum Speditionskaufmann schaffte, über eine Busfahrerin, die nach psychischen Problemen zur Verwaltungsfachangestellten umgeschult werden konnte, bis hin zur Krankenschwester, die nach einem Rückenleiden zur Marketingfachkraft aufstieg. „Wichtig bei all diesen Fällen ist: Es ist immer eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten“, betonte Volk. „Die Arbeitnehmer machen einen Karrieresprung mit mehr Gehalt, die Unternehmen halten engagierte Mitarbeiter und die Sozialversicherungen werden entlastet.“ Drei Ziele, die gleichzeitig den Zweck des Berufsförderungswerks München definieren.