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IT-System-Elektroniker: Lohnender Kampf für berufliche Rehabilitation

Nach der Umschulung zum IT-System-Elektroniker arbeitet Martin Weiss in der Rechnerbetriebsgruppe der Tiermedizinischen Fakultät der LMU München.

Martin Weiss (45) hat hart für seine berufliche Rehabilitation gekämpft. Der gelernte KFZ-Mechaniker war zuletzt als Abteilungsleiter in einer Waschstraße tätig gewesen. Durchschnittlich 100 Autos täglich musste er vorbereiten – eine körperliche Höchstleistung, Zwangshaltungen inklusive. Weiss erlitt einen Bandscheibenvorfall sowie einen angehenden Halswirbelvorfall und hatte Beschwerden in Schulter und Handgelenk. Arbeitsunfähig wandte sich der Krumbacher an die Deutsche Rentenversicherung. Sein erster Antrag auf Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben wurde nach sechs langen Monaten des Wartens allerdings abgelehnt. Seinem ersten Einspruch folgte ein neuerlicher negativer Bescheid – obwohl das Gutachten des Orthopäden bestätigte, dass der Patient keine gebückten Tätigkeiten und nichts über Kopf mehr ausüben konnte. Weiss, der inzwischen von Arbeitslosengeld II leben musste, suchte Unterstützung bei einer Anwältin für Arbeits- und Sozialrecht, mit der er vor dem Sozialgericht um sein Recht auf Umschulung kämpfte. Erst nach einem 19-seitigen medizinischen Vollgutachten des Leiters der orthopädischen Abteilung des Bundeswehrkrankenhauses Ulm war der Reha-Träger von der Notwendigkeit überzeugt und erteilte Weiss die langersehnte Zusage auf berufliche Rehabilitation.

In der Augsburger Geschäftsstelle des Berufsförderungswerks (BFW) München absolvierte er eine Berufsfindung und Arbeitserprobung, die für eine Ausbildung im Bereich Elektronik sprach. „Ich habe mich schon immer für Computer interessiert und wollte gerne damit arbeiten.“, erinnert sich Weiss an seine Entscheidung für die Umschulung zum IT-System-Elektroniker. „Meine Englischkenntnisse vorab waren allerdings gleich null. Daher war ich froh, dass ich mit einem Reha-Vorbereitungslehrgang starten durfte.“ Nach der im BFW umfassend erlernten Theorie erwarb er im sechsmonatigen externen Praktikum bei der Ecom Electronic Components Trading GmbH in Dachau viel Praxiswissen. „Ich habe Hardware-Komponenten zu fertigen PCs verschraubt und anschließend ihre Funktion getestet.“, erzählt Weiss, der das Übernahmeangebot in eine Festanstellung ablehnte. „Langfristig wollte ich eine anspruchsvollere Tätigkeit.“, erklärt er seine Entscheidung.

Seit März 2016 arbeitet der gebürtige Münchner wieder in seiner alten Heimat. Bei der Tierärztlichen Fakultät der LMU München bewarb er sich als „System-Administrator und Anwenderbetreuer“ in der Rechnerbetriebsgruppe. „Ich bin wirklich glücklich, diese Stelle bekommen zu haben“, freut sich der Vater von Zwillingen. In einem vierköpfigen Team betreut er die etwa 1000 Rechner sowie die Server der Fakultät. „Dozenten, Studenten, Doktoranden und Professoren kommen mit all ihren Computer-Problemen zu uns. Ich betreue aktuell die Support-Hotline und versuche zunächst, telefonisch und per Remote Desktop zu helfen.“, sagt er. „Und wenn das nicht reicht, gehe ich direkt vor Ort.“ Dabei profitiert Weiss von seinen im BFW erworbenen Grundkenntnissen in den Bereichen Server, Domänen und virtuelle Maschinen. Seine Kollegen, von denen er bis heute täglich neue Kniffe lernt, haben ihm VPN und HyperV nähergebracht. Sein Team beschreibt er als „ganz netten, lustigen Haufen“, in dem er sich sehr wohl fühlt. Ebenso mag er das universitäre Umfeld, in dem man sein technisches Know-How sehr schätzt, z.B. wenn er und sein Team es schaffen, die nicht richtig abgespeicherte und verloren geglaubte Doktorarbeit wiederherzustellen und damit jahrelange Arbeit zu retten.

Nach seinem sogar gerichtlichen Kampf um die berufliche Rehabilitation weiß Martin Weiss: „Geben Sie nicht auf und lassen Sie sich nicht gleich abwinken! Kämpfen Sie für Ihr Recht auf Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben.“

Unsere nächste IT-Ausbildungen starten am 01.02.2017. Nähere Informationen zu den IT-Berufen erhalten Sie bei unseren Info-Tagen.