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Job gut, alles gut: Altenpflegerin wird Bauzeichnerin

Nach ihrer Umschulung im BFW arbeitet Franziska Schindler im Baureferat der Landeshauptstadt München.

„Es ist wirklich gut, dass es Berufliche Reha gibt“, weiß Franziska Schindler (27). Sie hat im Berufsförderungswerk (BFW) München die Umschulung zur Bauzeichnerin absolviert. Jetzt arbeitet sie als Technische Zeichnerin im Baureferat der Landeshauptstadt München. Wenn sie von ihrem neuen Beruf erzählt, strahlt die junge Frau. Denkt sie an ihre Erstausbildung zurück, ist sie nachdenklich: „Ich musste mich in die Arbeit quälen.“

Nach dem Realschulabschluss hatte sie eine Ausbildung zur Altenpflegerin absolviert. Im Berufsalltag zeigten sich für sie aber große Herausforderungen: Personalmangel, überarbeitete Mitarbeiter und zu viele Patienten, die betreut werden sollten. „Ich fühlte mich so, als konnte ich niemandem wirklich gerecht werden“, sagt Schindler. „Damit kam ich seelisch nicht zurecht.“ Dazu kamen noch private Probleme. Mit der Diagnose Depression war sie mehr als zwei Jahre arbeitsunfähig.

Zur Behandlung hielt sie sich in mehreren Kliniken zur psychosomatisch-psychotherapeutischen Rehabilitation auf. Dort wurde ihr zur Umschulung geraten, die ihr die Deutsche Rentenversicherung bewilligte. Ins BFW München kam Schindler im April 2016 zur Erweiterten Berufsfindung und Arbeitserprobung. Dieses Angebot des RehaAssessments richtet sich speziell an Personen mit psychischen Erkrankungen: Besonderes Interesse während der dreiwöchigen Maßnahme weckte bei Schindler der Beruf „Bauzeichnerin“, den sie als „technisch und kreativ zugleich“ beschreibt.

Mit einem Reha-Vorbereitungslehrgang startete die Münchnerin im November 2016 die Umschulung zur Bauzeichnerin und zog dafür ins Kirchseeoner Internat. „Ich mochte mein Zimmer“, erzählt sie. „Da war ich zum ersten Mal alleine weg von zuhause, aber ohne komplett alleine zu sein.“ Sie habe schnell Kontakt zu den Gleichgesinnten im BFW geknüpft und ein paar Freundschaften geschlossen, die bis heute hielten. „Ich fand es angenehm im BFW und es ging mir sehr schnell besser.“ Die Einnahme der Antidepressiva konnte Schindler daher im Verlauf der Ausbildung im BFW einstellen.

Auch ihre Berufswahl stellte sich als goldrichtig heraus: Während sie fachlich am meisten Spaß am CAD-Zeichnen fand, konnte sie leistungs- und notentechnisch in nahezu allen Fächern glänzen: Als Kursbeste schloss sie die Ausbildung erfolgreich mit der Prüfung vor der Industrie- und Handelskammer für München und Oberbayern ab.

Seit Dezember 2019 arbeitet Schindler im Baureferat der Landeshauptstadt München und ist als echtes Münchner Kindl sichtlich stolz auf diese Anstellung: „Jetzt bin ich da, jetzt bleib‘ ich da.“ Sie ist im Bereich Tiefbau eingesetzt und als Technische Zeichnerin in der Abteilung Straßenbeleuchtung und Verkehrsleittechnik tätig. Ihr sechsköpfiges Team pflegt das digitale Straßenkataster des gesamten Münchner Stadtgebietes. Darin werden Aktualisierungen nach Abschluss von Baumaßnahmen festgehalten. Wenn z. B. ein Laternenmast versetzt wird, ist die Abteilung für die lagegetreue Einzeichnung zuständig. „Ich zeichne die Planungen dann sowohl im Grabenplan ein, der die Topografie samt Häusern und Straßen enthält, als auch im Schemaplan, in dem die Leitungen ersichtlich sind“, erklärt sie.

Freude bereitet ihr neben ihren inhaltlichen Aufgaben auch das Zwischenmenschliche. Gerne übernimmt sie daher z. B. die Einarbeitung neuer Kollegen. Dazu passt auch, dass Schindler bei ihrem Besuch im BFW im laufenden Bauzeichner-Kurs ihre Arbeit vorstellt und neue Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen für ihren Arbeitgeber anwerben möchte.

„Ich komme gerne hierher zurück“, sagt Schindler zufrieden. Ihre Umschulung in Kirchseeon sieht sie rückblickend als „relativ viel Glück“ und rät: „Wenn Sie diese einmalige Chance auf Berufliche Reha bekommen, lassen Sie sich voll darauf ein! Es wird sich lohnen.“

Der nächste Reha-Vorbereitungslehrgang für Bauzeichner und Bauzeichnerinnen beginnt am 20. Oktober 2021, der Hauptkurs am 19. Januar 2022.

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