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Kurz vor dem 28. Geburtstag geht der größte Wunsch in Erfüllung

Bernhard Klein ist jetzt fest angestellter Mitarbeiter bei der Reconvis GmbH in Bad Tölz

Vielleicht war es der schönste Tag im Leben Bernhard Kleins. Stolz und überaus glücklich war er auf jeden Fall bei der offiziellen Zusage durch Geschäftsführerin Karin Böttcher, ab Januar 2015 als kaufmännische Fachkraft bei der Dienstleistungsfirma für Finanz- und Lohnbuchhaltungen, der Reconvis GmbH, angestellt zu werden. Herr Klein hat zwar bei der Pfennigparade in München den Realschulabschluss erfolgreich bestanden und in einem Berufsbildungswerk die überbetriebliche Berufsausbildung zum Bürokaufmann abgeschlossen, aber die größte Hürde war damit noch keineswegs überwunden: die berufliche Integration in den ersten Arbeitsmarkt. Es sind nicht die kognitiven Fähigkeiten, die ein Hindernis darstellen, Bernhard Klein erfasst die Zusammenhänge in kaufmännischen oder buchhalterischen Fragen in der Regel immer ganz genau. Es liegt auch nicht an der Motivation - es gibt keine Herausforderungen, die er nicht mit Elan anpackt und zu lösen versucht. Es sind die halbseitige Lähmung und die schweren Sprachstörungen, die für Herrn Klein oft den einfachsten Arbeitsgang zu einem schwer überwindlichen Problem werden lassen.

Im Landkreis Weilheim bietet das Berufsförderungswerk (BFW) München die betriebliche Qualifizierung im Rahmen der bundesweit angebotenen „Unterstützten Beschäftigung/InBeQ“ an, die es jungen Menschen mit den unterschiedlichsten Behinderungsarten und besonderem Unterstützungsbedarf ermöglichen soll, Zugang zum allgemeinen Arbeitsmarkt zu finden. Das Beispiel Bernhard Klein zeigt, dass es auch unter schwierigen Voraussetzungen jederzeit möglich ist, ihm seinen persönlichen Kompetenzen entsprechende anspruchsvolle Aufgaben zu übertragen. Bestimmte Voraussetzungen müssen aber beachtet sowie individuelle, für ihn lösbare Arbeitsabläufe geschaffen werden. Eine erste grundsätzliche Entscheidung musste dabei auch Geschäftsführerin Karin Böttcher treffen, und zwar, ob Herr Klein in das bestehende Team erfolgreich integriert werden kann und welche Arbeitsbereiche ihm übertragen werden können. Nach der zweiwöchigen Einstiegsphase mit den ersten Erprobungen begann Mitte November 2013 für etwa ein Jahr die betriebliche Qualifizierung. In dieser Zeit wurde mit dem erfahrenen und engagierten Team des BFW München Schritt für Schritt daran gearbeitet, die einzelnen konkreten beruflichen Arbeitsschritte Bernhard Kleins zu analysieren und seinen gesundheitlichen Möglichkeiten anzupassen. Da die theoretischen Vorkenntnisse bereits ausreichend vorlagen, ging es bei Herrn Klein weniger um fachliche Aufgaben – vielmehr erhielt er Unterstützung hinsichtlich systematischer Vereinfachungen und Hilfestellungen bei alltäglichen konkreten Arbeitsschritten. „Wie kann ich mit meinem Handicap notwendige Arbeitswege verkürzen oder die Kommunikation im Team und mit den Kunden effektiver gestalten?“ Obwohl Herr Klein stets hochmotiviert war und Überstunden gern in Kauf nahm, wurde gemeinsam überlegt, welche konkreten Arbeitshilfen seine Arbeit sichtbar erleichtern und wie der Nutzen seiner Arbeit für den Betrieb gesteigert werden können. Da für ihn natürlich eine eindeutige und umfassende schriftliche Korrespondenz entscheidend ist, wurde die Anschaffung einer Einhand-Tastatur unabdingbar. Auch ein elektrischer Locher, der mit einer Hand bedienbar ist, erleichtert heute seine tägliche Arbeit. Die Kosten für beide Hilfsmittel wurden von der Agentur für Arbeit übernommen.

Nun ist er im Betrieb vollständig integriert, freut sich über die sehr gute Zusammenarbeit im Team und über das angenehme Arbeitsklima im Betrieb. Bis heute möchte Herr Klein zwar noch mit aller Kraft und ohne fremde Hilfe beweisen, dass er es alleine schaffen kann. Aber auch wenn er auf manchen Gebieten immer wieder auf Unterstützung angewiesen sein wird, bleibt er weiterhin ein liebenswürdiger und wertvoller Mitarbeiter.

Herr Klein betreut jetzt verschiedene Mandanten eigenständig von der kompletten Finanzbuchhaltung bis zu Jahresabschlussarbeiten als Vorbereitung für den Steuerberater des Klienten. Seine Korrespondenz mit den Kunden erfolgt in der Regel über E-Mail, auch mit Firmen im Ausland, teils in englischer Sprache. Seine Aufgabengebiete werden weiterhin sinnvoll ausgeweitet. Das lang ersehnte Ziel der beruflichen Eingliederung in den allgemeinen Arbeitsmarkt ist vorerst erreicht. Es war anstrengend, die Mühe hat sich aber für alle Beteiligten gelohnt. Neben den „kleineren“ künftigen Vorhaben, wie Wohnungssuche und Vertiefung der Kenntnisse in der Lohnbuchhaltung, reift in Bernhard Klein aber schon wieder der Wunsch, ein nächstes berufliches Ziel anzustreben: die Weiterbildung zum Bilanzbuchhalter. Frau Böttcher wird ihn bei der Verwirklichung dieses Wunsches vorbehaltlos unterstützen. Auch wir wünschen Herrn Klein viel Freude bei seiner Arbeit und viel Erfolg für seine weitere berufliche Karriere.