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Nach Bandscheibenvorfall vom Kranführer zum Teamleiter

„Im linken Fuß hatte ich manchmal gar kein Gefühl mehr. Auf einer Baustelle oder gar auf einem Gerüst konnte ich nicht mehr arbeiten.“

Im linken Fuß hatte ich manchmal gar kein Gefühl mehr. Auf einer Baustelle oder gar auf einem Gerüst konnte ich nicht mehr arbeiten.“ Nach einem Bandscheibenvorfall hat Herbert Hoellisch im Berufsförderungswerk (BFW) München in Kirchseeon die Weichen für seine berufliche Zukunft neu gestellt.


Hoellisch kann auf ein bewegtes Berufsleben zurückschauen. „Ich habe in fünf verschiedenen Berufen gearbeitet“, sagt der 46jährige. Zwei davon darf ich aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr ausüben“, so Hoellisch. Nach der Mittleren Reife lernte er im Allgäu zunächst den Beruf des Industriekaufmanns. Nach bestandener Prüfung ging er zur Bundeswehr. Hoellisch machte eine Ausbildung zum Krankenpfleger und Rettungssanitäter, arbeitete mehrere Jahre im Krankenhaus Pfronten sowie im Klinikum Großhadern.
 

Erste Rückenprobleme machten sich bemerkbar. Hoellisch wechselte in die Privatwirtschaft und durchlief auch dort mehrere berufliche Stationen. Er absolvierte eine Weiterbildung zum Versicherungsfachmann – wollte dann aber in dieser Branche nicht arbeiten. „Ich hatte moralische Bedenken und kann niemanden anlügen“, sagt er rückblickend. Es verschlug ihn in den Garten- und Landschaftsbau und später in den Hochbau. „Die letzten zehn Jahr habe ich als Kranführer gearbeitet.“
 

Doch die Rückenprobleme wurden immer stärker. Nach ­einem Treppensturz folgte die Diagnose Bandscheibenvorfall im Bereich der Lendenwirbelsäule – das endgültige Aus für die Arbeit auf der Baustelle. Herbert Hoellisch haderte nicht lange mit seinem Schicksal, sondern ergriff gleich die Initiative: Parallel zu seinem Reha-Antrag stellte er den Antrag auf Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben. Sein Kostenträger, die Rentenversicherung Schwaben, forderte zunächst noch ein Gutachten ein, gab dann aber grünes Licht für die ­Umschulung.
 

Nach einer Berufsfindung und Arbeitserprobung entschied sich Hoellisch für den Beruf des Elektronikers für Geräte und ­Systeme. „Es ist ein sehr vielseitiger und gefragter Beruf“, meint Hoellisch: „Wer da nach der Ausbildung arbeitslos ist, hat etwas falsch gemacht.“ Er hat offenbar alles richtig gemacht: Schon während des dreimonatigen Praktikums, das Bestandteil der Ausbildung ist, bekam er die Zusage, dass er nach bestandener Abschlussprüfung übernommen wird.
 

Sein Praktikumsbetrieb, die Firma Endress + Hauser Wetzer in Nesselwang, ist einer der weltweit führenden Hersteller von Temperatur-Messgeräten. Rund 400 Mitarbeiter sind am Stammsitz beschäftigt. „Das größte Thermometer ist 150 ­Meter lang und kommt auf Bohrinseln zum Einsatz“, erklärt Hoellisch, der während seines Praktikums die verschiedenen Produktionsabteilungen durchlaufen durfte. Grade einmal zehn Minuten Fußweg sind es zu seiner neuen Arbeitsstelle. Zunächst wird er als stellvertretender Teamleiter für 10 bis 13 Kollegen verantwortlich sein, im Januar soll er bereits zum Teamleiter aufsteigen.
 

An das BFW wird Herbert Hoellisch immer gerne zurückdenken: „Die zwei Jahre waren eine tolle Erfahrung. Es hat Spaß gemacht und wir hatten einen tollen Zusammenhalt im Kurs.“ Durch die Unterbringung im Internat habe er sich um nichts kümmern müssen und sich voll aufs Lernen konzentrieren können. Gesundheitlich ging es in der Zeit im BFW auch wieder bergauf: Der 46jährige nutzte das umfangreiche Sportangebot vom Fitnessraum bis zum hauseigenen Schwimmbad und ging regelmäßig im angrenzenden Ebersberger Forst joggen. Sein Fazit: „Ich bin sehr froh, diese Chance auf einen Neuanfang bekommen zu haben!“
 

Der nächste Starttermin für Elektroniker für Geräte und ­Systeme ist der 05. Februar 2020.