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Neustart mit knapp 60 - Sachkunde-Prüfung für das Bewachungsgewerbe bestanden

In diesem Jahr feiert Roland Barth seinen 60. Geburtstag – und muss beruflich noch einmal ganz von vorne anfangen.

In diesem Jahr feiert Roland Barth seinen 60. Geburtstag – und muss beruflich noch einmal ganz von vorne anfangen. Der Altöttinger hat nach einem Vorbereitungslehrgang im Berufsförderungswerk (BFW) München in Kirchseeon erfolgreich die Sachkundeprüfung für das Bewachungsgewerbe abgelegt. Ob als Türsteher, Ladendetektiv, bei der Citystreife oder der Bewachung von Großveranstaltungen – für all diese Tätigkeiten ist eine Sachkundeprüfung erforderlich. Auch wenn es nicht vorgeschrieben ist, verlangen viele Firmen die erfolgreich abgelegte Prüfung, beispielsweise auch für Pförtner.

Auch Roland Barth merkte schnell, dass er als Ungelernter im Bewachungsgewerbe keine Arbeit findet. In Rumänien hatte er zunächst Maschinenschlosser mit Fachrichtung Karosseriebauer/Autoklempner gelernt und in diesem Beruf auch gearbeitet. Nach der Aussiedlung nach Deutschland arbeitete er mehr als 25 Jahre lang bei einer Verpackungsfirma in Winhöring. Im Dezember 2017 warf ihn ein schwerer Autounfall aus der Bahn. Bei einem Frontalzusammenstoß wurde sein Arm mehrfach gebrochen, er erlitt eine Kniescheibenfraktur und schwere Prellungen. Über ein Jahr lang war Roland Barth krankgeschrieben und es war klar, dass er seinen alten Beruf nicht mehr ausüben konnte.

Er schrieb Bewerbungen als Pförtner, bekam aber nur Absagen. Begründung: Man habe „keine Verwendungsmöglichkeit“ für ihn, da er nicht die nötige Qualifikation habe. Über die Agentur für Arbeit in Altötting bekam Roland Barth die Chance, über einen Antrag auf Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben den fehlenden Vorbereitungslehrgang für die Sachkundeprüfung für das Bewachungsgewerbe bezahlt zu bekommen. Dieser Kurs wird im BFW München im Rahmen der zweijährigen Ausbildung zur Fachkraft für Schutz und Sicherheit angeboten, ist aber auch als einzelnes Modul buchbar.

Die Teilnehmer werden auf die IHK-Prüfung vorbereitet und mit den rechtlichen Vorschriften und der praktischen Umsetzung vertraut gemacht. Auf dem Stundenplan stehen beispielsweise das Recht der öffentlichen Sicherheit und Ordnung, das Bürgerliche Gesetzbuch, Straf- und Verfahrensrecht inklusive Umgang mit Waffen, Unfallverhütungsvorschriften und der Umgang mit Menschen in Gefahren- und Konflikt­situationen.

Um sich ganz aufs Lernen konzentrieren zu können, wohnte Roland Barth während des Lehrgangs im BFW-eigenen Internat. „Ich hatte bewusst nicht einmal einen Fernseher, um besser lernen zu können. Meistens bin ich an den Wochenenden auch nicht nach Hause zu meiner Familie gefahren“, sagt der Vater eines 16jährigenen Sohnes und einer 17jährigen Tochter. Da er in Rumänien aufgewachsen ist, waren sowohl die deutsche Sprache als auch die Gesetzgebung eine zusätzliche ­Hürde.

Die größte Herausforderung aber war der Kampf gegen die ­Müdigkeit: Nach 18 Jahren Nachtschicht hat Barths Körper nach wie vor Schwierigkeiten damit, in den normalen Biorhythmus zurückzukehren. „Das war anstrengend. Mit viel ­Kaffee und Abkühlung durch kaltes Wasser ins Gesicht hat es aber funktioniert. Wenn ich etwas angefangen habe, dann ziehe ich es auch durch“, sagt Roland Barth, der stolz ist auf die bestandene Abschlussprüfung. Diese fand nach sechs Wochen Vorbereitung in Landshut statt und umfasst einen theoretischen Teil, in dem über zwei Stunden 72 Fragen beantwortet werden müssen, und einem ­15minütigen mündlichen Teil.