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Vierfache Mutter meistert Umschulung in Vollzeit mit Bravour

Susanne Schmallenberg (48) arbeitet nach der Umschulung zur Kauffrau im Gesundheitswesen im Klinikum rechts der Isar in München.

Susanne Schmallenberg verstärkt seit Februar 2017 das 20-köpfige Team der Buchhaltung im Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München. „Ich habe mich inzwischen gut eingelebt und schätze das angenehme Arbeitsklima sehr“, sagt sie. „Ich wollte in eine große Institution – mit festen Regelungen zu Urlaub, Überstunden und Gehalt. Und es ist genau so, wie ich es mir erhofft hatte.“ Insgesamt 5500 Mitarbeiter arbeiten in den 30 Kliniken im Münchener Stadtteil Haidhausen für das Wohl der jährlich etwa 300.000 ambulant und stationär behandelten Patienten.


Schmallenberg ist gelernte Altenpflegerin. Diesen Beruf hatte sie seit der Ausbildung gut 25 Jahre ausgeübt, zuletzt für einen kleinen privaten Pflegedienst. Doch die Tätigkeit in der ambulanten Krankenpflege brachte sie an die Grenze ihrer körperlichen Belastbarkeit. „Ich war häufig krank und Dauerpatientin beim Orthopäden. Doch trotz regelmäßiger Ergotherapie wurden meine Schmerzen nicht besser, sondern schlimmer“, erinnert sie sich. 2013 schließlich wurde ihr ein Bandscheibenvorfall im Bereich des sechsten und siebten Halswirbels diagnostiziert. Während ihrer mehrwöchigen medizinischen Reha beantragte sie eine Umschulung, die ihr von der Deutschen Rentenversicherung Bayern Süd genehmigt wurde.


Dass ihr Weg im Anschluss über das Berufsförderungswerk (BFW) München verlaufen würde, war Schmallenberg sofort klar: „Wenn man in Grafing wohnt, kennt man das BFW natürlich.“ Sie nahm dort zunächst an einer zweiwöchigen Berufsfindung und Arbeitserprobung teil. „Den Beruf der Gesundheitskauffrau hat mir die Reha- und Integrationsmanagerin im BFW vorgeschlagen. Mit meinen Vorkenntnissen und der jahrelangen Berufserfahrung im Gesundheitswesen war diese Entscheidung naheliegend.“ Im Oktober 2014 startete sie mit dem dreimonatigen Reha-Vorbereitungslehrgang die Umschulung zur Kauffrau im Gesundheitswesen. „Das war eine Umstellung für die ganze Familie“, erzählt die vierfache Mutter. Inhaltlich sei ihr anfangs vieles „komplett fremd“ gewesen. „Die Ausbildung in Vollzeit hat mich zeitlich stark eingebunden: Ich habe jede freie Minute am Abend und am Wochenende zum Lernen genutzt, ob auf längeren Autofahrten oder am See. Das war natürlich anstrengend. Aber so habe ich einen guten Zweierschnitt erreichen können.“ Am meisten Spaß in der Ausbildung hatte sie im Fach Buchhaltung. „Ich bin sehr zufrieden damit, wie ich die Umschulung mit den Kindern und dem gleichzeitigen Umbau unseres Zuhauses gemeistert habe. Und das mit  45!“, sagt Schmallenberg stolz.


Für das dreimonatige externe Praktikum bewarb sie sich im Klinikum rechts der Isar. Dort erhielt sie Einblicke in die Bereiche Einkauf, Patientenverwaltung und Finanzbuchhaltung. „Als ich dann in der FiBu bei den Debitoren war, fühlte ich mich mit einem Schlag sofort total wohl“, erinnert sie sich.


Sie zögerte daher keinen Moment als das Angebot zur Übernahme in die Festanstellung kam. Heute arbeitet sie 32 Stunden wöchentlich, verteilt auf vier Tage. „So komme ich mit der Organisation des Familienlebens gut zurecht“, erklärt sie zufrieden.


Zu ihren täglichen Aufgaben gehören das Buchen von Avisen, Rückzahlungen an Patienten, die Bearbeitung von Beanstandungen bei der externen Abrechnungsfirma, die Bezahlung von Professoren oder die buchhalterische Abwicklung von selbstzahlenden Patienten. Dass sie zu Patienten heute nur noch telefonisch Kontakt hat, empfindet Schmallenberg als Erleichterung: „Ihr Schicksal nimmt mich auf diese Art nicht mehr persönlich mit.“


Sie lebt inzwischen medikamentenfrei und wappnet sich vor der möglichen Wetterfühligkeit ihrer Bandscheiben mit dem ständigen Tragen von Schals. Langes Sitzen bereitet ihr jedoch bis heute Probleme: „Hier am Arbeitsplatz habe ich aber genügend Bewegung.“ Ihre Teamleiterin hat übrigens auch vor mehr als 20 Jahren im BFW München umgeschult. Schmallenberg ist ihr sehr dankbar für die „sehr gute Einarbeitung“. Die beiden Frauen verstehen sich zwischenmenschlich blendend: „So macht Arbeiten wirklich Spaß“, schwärmt Schmallenberg.


Die Umschulung im BFW sieht sie heute als „Zwischenstation, bei der ich die theoretische Grundlage für meine heutige Tätigkeit gelernt habe. Denn auch in der Berufspraxis habe ich bei null angefangen und musste alles von Grund auf lernen. Ich kann jedem Umschüler nur empfehlen, das Backen mit kleinen Brötchen anzufangen und nicht mit den großen Semmeln.“ Außerdem weiß sie: „Arbeit kommt nicht einfach auf Sie zu, man muss sie suchen. Mit der Hilfe des BFW werden Sie es schaffen!“