Neubauer ist derzeit im hauswirtschaftlichen Bereich tätig, wo sie mit Carola Seydel (Bild) und einem weiteren Klienten die Essensausgabe verantwortet: „Morgens bereiten wir z.B. Sandwiches und Brezen für die Frühstückspause vor, verkaufen sie an die Beschäftigten und müssen in der Nachbereitung wieder aufräumen, das Geschirr in die Spülmaschine geben usw.“ In der Mittagspause hätten die durchschnittlich 30 bis 40 Kantinenbesucher die Auswahl zwischen zwei Gerichten. Neubauer kennt die Klienten alle beim Namen und weiß genau, wer welche Anforderung aufgrund seiner individuellen Behinderung mitbringt: So benötigen manche Besteck mit extra dicken Griffen und andere eine Rutschmatte unter dem Teller. Nachmittags betreut Neubauer Klienten mit besonderen motorischen Entwicklungs- und Funktionsstörungen, die „konduktiv“ gefördert werden sollen – ein Konzept, das pädagogische und therapeutische Ansätze miteinander verbindet.
„Die Arbeit mit Menschen macht mir unheimlich Spaß.“, erklärt sie. „Für mich gibt es keine Unterschiede zwischen Menschen mit oder ohne Behinderung.“ Sie ist sehr froh über ihre Entscheidung für die Pfennigparade – nach dem Abschluss im BFW hatte sie immerhin die Wahl zwischen drei Stellen. Im Laufe des Jahres wechselt sie innerhalb der Pfennigparade den Standort und wird dann ihre eigene Gruppe mit etwa 12 Klienten haben. „Natürlich freue ich mich schon auf diese nächste Herausforderung“, sagt die Arbeitspädagogin.
Im Kindesalter hatte Neubauer einen Autounfall erlitten, in dessen Folge sie mit erheblichen Knieproblemen zu kämpfen hatte. Als sie im Oktober 2013 schließlich eine Knieprothese bekam, musste sie nach gut 30 Jahren ihren Beruf als Metzgereifachverkäuferin aufgeben – denn eine ausschließlich stehende Tätigkeit war fortan nicht mehr möglich. Im Krankenstand wurde Neubauer von ihrer Krankenkasse an das Case Management im BFW München verwiesen. Dort erhielt sie Unterstützung bei der Antragstellung auf „Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben“, die ihr von der Deutschen Rentenversicherung bewilligt wurden. Beim Besuch eines Info-Tages im BFW München wurde ihr das Berufsbild des Arbeitspädagogen vorgestellt. „Davon war ich sofort überzeugt! Und danach ging alles ganz schnell.“, erzählt Neubauer. Ihre Eignung für den ausgewählten Beruf wurde in einer Berufsfindung und Arbeitserprobung abgeklärt, im März 2015 konnte sie die Umschulung in Kirchseeon beginnen.
„Fachlich war die Ausbildung wirklich genial.“, sagt Neubauer. Am spannendsten fand sie die Fächer Psychologie und Sonderpädagogik. „Plötzlich wird einem klar, was man bereits erlebt hat. Auf einmal verstehst du das Warum.“ Anfangs sei es jedoch schwierig gewesen: „Man kennt das Lernen nicht mehr. Aber ich wollte es unbedingt! Also habe ich mit sehr viel Disziplin jeden Abend und auch am Wochenende gelernt“, erinnert sich die dreifache Mutter und betont dankbar, dass sie im BFW „Unterstützung von allen Seiten“ erhalten habe. Die vier externen Praktika während der 18-monatigen Umschulung absolvierte sie in verschiedenen Werkstätten für geistig behinderte Menschen, in denen sie Kleinmontage-Gruppen anleitete. Dank ihrem großen Fleiß schloss sie die Ausbildung mit sehr gutem Erfolg ab.
„Ich habe die Umschulung ohne große Erwartungen begonnen und wollte im Prinzip einfach wieder erwerbsfähig sein. Jetzt im Nachhinein bin ich einfach total froh, denn es ist das Beste, was mir passieren konnte“, schwärmt Neubauer. „Ich würde es jederzeit wieder machen!“
Unsere nächste Ausbildung zur Arbeitspädagogin / zum Arbeitspädagogen beginnt am 22.06.2017. Näheres über das Berufsbild erfahren Sie auf einem unserer nächsten kostenlosen Info-Tage. Hier können Sie sich anmelden.