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Von der Schere zum Computer: Neustart als Industriekauffrau

"Wenn mir etwas runtergefallen ist, musste sich meine Auszubildende bücken und es für mich aufheben. Ich hatte solche Schmerzen."

„Wenn mir etwas runtergefallen ist, musste sich meine Auszubildende bücken und es für mich aufheben. Ich hatte solche Schmerzen“, erinnert sich Minna Hamidi an die Zeit vor ihrer Umschulung im BFW München in Kirchseeon. Für die gelernte Friseurin stand nach drei Bandscheibenvorfällen mit einer Operation deswegen sowie wegen beginnender Arthrose im Knie fest: So wie bisher geht es nicht weiter. Noch in der Elternzeit nach ihrer Schwangerschaft 2012 erkundigte sich Minna Hamidi bei der Agentur für Arbeit München nach beruflichen Alternativen.


Eines war klar: Wegen der Rückenprobleme sollte es eine Tätigkeit im Sitzen sein. Eigentlich wollte die 34jährige nie im Büro arbeiten, hatte Angst davor, den ganzen Tag an einem Computer zu sitzen, ohne Kontakt zu Menschen. Doch ihr Bruder überzeugte sie vom Gegenteil und die entsprechenden Tests bei der Arbeitsagentur für die Berufe Industriekauffrau und Bürokauffrau gaben grünes Licht für einen Büroberuf. Hamidi entschied sich für den schwierigeren Beruf der Industriekauffrau und war von Anfang an überzeugt: „Das schaffe ich schon!“.


Mit einem Bildungsgutschein der zuständigen Agentur für Arbeit München entschied sich die Mutter einer heute sechsjährigen Tochter für das BFW München als Ausbildungsort. Sie suchte sich einen Kindergarten mit passenden Öffnungszeiten, um jeden Tag von ihrem Wohnort Haar nach Kirchseeon zu pendeln. „Es war manchmal schwierig, aber zum Glück hatte ich die Unterstützung meines Mannes und meiner Schwiegermutter, die die Kleine auch vom Kindergarten abgeholt haben“, ist Minna Hamidi dankbar.


Beim BFW belegte sie zunächst einen Reha-Vorbereitungslehrgang: „Nach zehn Jahren als Friseurin war ich schon eine Weile raus aus der Schule. Die Zeit war sehr wichtig für mich, um mich langsam wieder einzugewöhnen -gerade auch beim Thema Lernen - und nicht von 0 auf 100 durchstarten zu müssen“, sagt Minna Hamidi im Rückblick. Die Umschulung hat ihr sehr gut gefallen, besonders die praxisnahe Ausbildung in der Übungsfirma. Die Bayerische Brau AG im BFW gehört zu einem Ring von rund 500 Übungsfirmen in ganz Deutschland und ermöglicht Arbeit unter realen Bedingungen, jenseits der grauen Theorie.


Ihr dreimonatiges externes Praktikum absolvierte Hamidi anschließend im Vertrieb der InoNet Computer GmbH in Taufkirchen, wo sie nach der Ausbildung übernommen wurde. Die Firma mit knapp 80 Mitarbeitern erstellt genau auf den Kunden zugeschnittene industrielle Computersysteme. In der 15 Personen starken Vertriebsabteilung ist sie überwiegend für die Kundenaufträge zuständig, nimmt z.B. die Bestellungen für die Industrie-Computer auf, überprüft die Kalkulationen und überwacht die Liefertermine.


Um Familie und Beruf unter einen Hut zu bekommen, arbeitet sie momentan in Teilzeit - 30 Stunden. „Ich fahre grade einmal 15 Minuten in die Arbeit und die Kinderbetreuungszeiten passen mit der Arbeitszeit perfekt zusammen, auch wenn meine Kleine dieses Jahr in die Schule kommt“, freut sich Hamidi.
Gesundheitlich geht es ihr besser, seit sie bei der Arbeit überwiegend sitzen kann. Ein spezielles Rückenkissen unterstützt sie, auch Schmerztabletten wird sie weiterhin nehmen müssen. Aber kein Vergleich zur Situation vorher, in der manchmal sogar die Beine ihren Dienst versagten. Der Arbeitsagentur und dem BFW ist Minna Hamidi dankbar für die Chance, beruflich  noch einmal völlig neu durchstarten zu können. Ihr Fazit: „Ich fühl´ mich hier pudelwohl“.