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Wo sich (nicht nur) Schweine sauwohl fühlen - die Herrmannsdorfer Landwerkstätten.

Die Geschäftsführerin der Herrmannsdorfer Landwerkstätten, Sophie Schweisfurth, war die Referentin auf dem 18. Unternehmerabend.

„Prinz Charles hat einen unserer Hähne auf den Arm genommen, sich eine Bienenkönigin zeigen lassen und den Schweinen und Rindern auf der Weide einen Besuch abgestattet“, erzählt Sophie Schweisfurth über ihren bisher prominentesten Besucher. Die Geschäftsführerin der Herrmannsdorfer Werkstätten in Glonn war zu Gast beim 18. Unternehmerabend im Berufsförderungswerk (BFW) München in Kirchseeon, den das BFW gemeinsam mit der AOK Bayern veranstaltet.

Vor 1 ½ Jahren hat Schweisfurth den Geschäftsführer-Posten angenommen. Herrmannsdorf ist ein Familienunternehmen in dritter Generation und das Ergebnis des radikalen Wandels von Sophie Schweisfurths Großvater vom sogenannten „Wurstbaron“ zum Bio-Pionier. Karl Ludwig Schweisfurth gehörte einst das größte fleischverarbeitende Unternehmen Europas mit zehn Fabriken und mehr als 5500 Mitarbeitern: Herta Fleischwaren. 1984 verkaufte er alles, um seine Schweine nach den Grundsätzen der ökologischen Landwirtschaft zu halten.

Große Fußstapfen für seine Enkelin Sophie, Jahrgang 1987, die im vergangenen Jahr das Erbe ihres Großvaters antrat. „Es war nie geplant oder festgelegt, dass ich in den Betrieb einsteige“, sagt die studierte Betriebswirtin. Und doch zog es sie gemeinsam mit ihrem Mann, einem Unternehmensberater, nach dem Studium und verschiedenen beruflichen Stationen zurück zu den Wurzeln. Heute leitet sie den Bio-Musterbetrieb und ist verantwortlich für 190 Mitarbeiter von der Organisation über Landwirtschaft und Werkstätten bis zur Logistik. Herrmannsdorf bietet – wie Schweisfurth es nennt – Lebensmittelhandwerk vom Acker bis zum Teller der Kunden. Eine biologische Landwirtschaft mit Ackerbau, Schweinezucht und Hühnerhaltung gehört ebenso dazu wie die Herstellung ökologischer Lebensmittel in der hauseigenen Metzgerei, Bäckerei und Brauerei. Außerdem werden die eigenen Produkte in einer Spezialitätenküche verarbeitet. „Genuss ist ein wichtiges Thema, es muss schmecken und man muss den Unterschied merken“, betont Schweisfurth.

Was auf dem Hofmarkt in Herrmannsdorf über die Theke geht oder in einer der elf Filialen verkauft wird, hat seinen Preis. „Bio ist nicht gleich Bio“, sagt Sophie Schweisfurth. Sowohl in ihrem Unternehmen als auch in den Partnerbetrieben lege sie großen Wert auf strenge Richtlinien, die über die festgelegten Bio-Mindeststandards hinausgehen. Drei Ideen prägen dabei die Herrmannsdorfer Landwerkstätten, so Sophie Schweisfurth. Eine wichtige Säule sei eine artgerechte Tierhaltung nach biologischen Richtlinien mit Respekt vor den Nutztieren: „Bei uns dürfen die Schweine noch wühlen, sich suhlen und über die Wiese galoppieren“, sagt Sophie Schweisfurth. Weitere Kernpunkte seien eine handwerkliche schonende Lebensmittelherstellung und die Unabhängigkeit vom Handel durch Direktvermarktung.

„Vom Acker bis zum Teller ist bei uns alles an einem Ort, wir legen großen Wert auf kurze Wege“, erklärt Sophie Schweisfurth. Ein gutes Lebensmittel fange bereits beim Boden an, der entsprechend vorsichtig bewirtschaftet werden müsse. Die Philosophie einer neuen Wertschätzung für Lebensmittel versucht man in Herrmannsdorf durch Transparenz zu erreichen: Besucher können den Mitarbeitern in den Werkstätten über die Schulter schauen, neben Führungen durchs Haus gibt es auch Kurse – von der Bratwurstherstellung bis zum traditionellen Zerlegen eines Schweins.

Der 89jährige Firmengründer ist übrigens heute noch mit im Boot und ein gern gesehener Berater und Lehrer: „Er kocht z.B. mit Begeisterung für die Lehrlinge oder entwickelt zusammen mit ihnen neue Wurstsorten“, freut sich Sophie Schweisfurth. Die Nachwuchsförderung sieht sie als ein sehr wichtiges Zukunftsthema, sowohl für Hermannsdorf als auch für die Partnerbetriebe: „Wir müssen Ausbildungsplätze sichern und die jungen Menschen an die Region binden“, ist sie überzeugt. Dabei komme auch dem Thema Kommunikation eine besondere Bedeutung zu: Man müsse mit der Zeit gehen, um die Zielgruppe zu erreichen. „Im digitalen Zeitalter sind schnelle Informationen gefragt, die auf einen Blick erfasst werden können.“ Auch im Energiebereich liegen die Zukunftspläne bereits in der Schublade, so Schweisfurth: „Herrmannsdorf verfügt bereits über eine eigene Biogasanlage und Kläranlage, als nächstes großes Ziel ist ein umfangreicher Ausbau der Photovoltaik geplant.“