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Zwei Bandscheibenvorfälle als Chance zum Neuanfang

„Etwas Besseres hätte mir nicht passieren können," sagt Silvio Pagani und ist heute beinahe dankbar für zwei Bandscheibenvorfälle.

„Etwas Besseres hätte mir nicht passieren können,“ sagt Silvio Pagani und ist heute beinahe dankbar für zwei Bandscheibenvorfälle, die seinem Leben eine Wende gaben. Nach 16 Jahren im Gerüstbau war der 38jährige gezwungen, sich beruflich neu zu orientieren und lernte im BFW München in Kirchseeon den Beruf des Feinwerkmechanikers. „Im Baugewerbe hätte ich ­sicher nicht bis zur Rente durchgehalten“, weiß Pagani die Chance zum Neuanfang zu schätzen.

Der gebürtige Rosenheimer hatte nach dem Hauptschul­abschluss zunächst eine Maurer-Lehre begonnen, durch die Insolvenz des Ausbildungsbetriebes aber nicht beendet. Durch Zufall landete Pagani bei einer Gerüstbau-Firma, in der er sich im Lauf der Jahre bis zum Meister nach oben arbeitete. 16 Jahre war er in der Rosenheimer Firma. „Ich hätte auch noch weitergemacht, aber mein Rücken hat nicht mehr mitgespielt.“ Nach einer vorangegangenen Bandscheibenentzündung ging 2016 nichts mehr. Die Ärzte diagnostizierten zwei Bandscheiben­vorfälle. „Ich hatte Lähmungserscheinungen. Mein linkes Bein war taub. Autofahren war beispielsweise nicht mehr möglich“, erinnert sich Silvio Pagani.

Während der medizinischen Rehabilitation entdeckte er einen Flyer über das Angebot der beruflichen Reha im BFW ­München. Er ergriff die Initiative und meldete sich zu einem der Info-Tage an. Bei der beruflichen Neuorientierung stand für Pagani von Anfang an fest: „Ich wollte auf keinen Fall einen Bürojob. Ich bin Handwerker und werde Handwerker bleiben.“ Schon als Kind war er am liebsten zusammen mit seinem Vater, einem KFZ-Mechaniker, in der Werkstatt.

Im BFW fiel die Wahl auf die Ausbildung zum Feinwerkmechaniker. In der Berufsfindung und Arbeitserprobung bestätigte sich seine Eignung für den neuen Wunschberuf, und auch der Kostenträger, die Deutsche Rentenversicherung Bayern Süd, gab grünes Licht für die Umschulung. „Ich kann jedem nur empfehlen, vorher einen Vorbereitungslehrgang zu machen“, rät Silvio Pagani aus eigenen Erfahrung. „Nach fast einem Jahr zu Hause war der Vorkurs für mich sehr hilfreich, um wieder Routine und Struktur in den Tag zu bekommen.“

Zur Feinwerkmechaniker-Ausbildung gehört ein dreimonatiges Praktikum. Auf der Suche nach einer passenden Stelle ging Pagani eher unkonventionell vor: „Die Internet-Recherche brachte kein passendes Ergebnis, also habe ich mich im nächsten Industriegebiet umgeschaut, was es dort für Firmen gibt.“  Er wurde fündig: „Ich wollte unbedingt in eine kleinere Firma, wo ich selbst an den Maschinen stehen und auch programmieren kann und nicht nur Knöpfchen drücke.“  Die Maschinenbau-Firma Fairmetall in Griesstätt bot nicht nur die passende Praktikums-Stelle, im März 2020 wurde er direkt nach der erfolgreich bestandenen Abschlussprüfung übernommen.

In dem 3-Mann-Betrieb ist Silvio Pagani hauptsächlich für die Programmierung und Fertigung an der CNC-Drehmaschine zuständig. Hergestellt werden beispielsweise Bauteile, Wellen oder auch Deckel für Verpackungs- oder Käsereimaschinen. „Dabei ist nicht nur technisches Verständnis und handwerkliches Geschick, sondern absolute Präzision erforderlich. Das macht mir Spaß,“ sagt Silvio Pagani. Sein Rat an alle, die vor der Umschulung stehen: „Nicht jammern, sondern die Chance nutzen. Das Glas ist halb voll, nicht halb leer!“